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Geschrieben von AWall

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VW Bulli T2 - Weiterentwicklung des neuen Erfolgsmodells

VW Bulli T2 1967

Nachdem der T1 als Modell in einer neuartigen Bauform auf Anhieb viele Fans gefunden hatte, folgte 1967 mit dem T2 - seinem Nachfolgemodell - die erste große Überarbeitung. Im Rahmen dieser schenkte Volkswagen seinem Kleinbus ein neues Gesicht: Die Windschutzscheibe war nun gewölbt und durchgehend, im Unterschied zur zweigeteilten Frontscheibe des T1. Die immer noch als Sonderausstattung erhältlichen Ausstellfenster auf Höhe von Fahrer und Beifahrer wichen sich weiter öffnenden Kurbelfenstern. Hinten gab es nun zwei sehr große anstatt mehrerer kleiner Fenster, generell war die Aussicht für die Passagiere aus dem T2 noch besser als aus dem T1, denn insgesamt wurde die Fensterfläche sogar verdoppelt.

Wer vorn einsteigt, wird nun standardmäßig von einem durchgehenden Armaturenbrett, mehr Lüftungsöffnungen begrüßt. Für mehr Komfort beim Einstieg der Passagiere und beim Einladen von Gütern sorgt die nun standardmäßig eingebaute Schiebetür. Im Laufe seiner Karriere erhielt der T2 weitere Annehmlichkeiten. So wurden für die vorderen Plätze ab 1970 Sicherheitsgurte eingeführt. Für mehr Fahrkomfort und weniger Lärm sorgte außerdem eine bessere Schalldämmung und auf Wunsch ein verbessertes Heizsystem für den Innenraum.

 

Technische Veränderungen

Über die allgemeinen Veränderungen hinaus bescherte VW dem Bulli auch zahlreiche technische Neuerungen, lediglich ein einziges Fahrwerksteil wurde aus dem T1 übernommen, die Bodenfreiheit sank um 55 auf nur noch 185 mm. Angetrieben wurde standardmäßig nur die Hinterachse, dafür zuständig war ein gegenüber dem T1 vergrößerter Motor mit 1584 Kubikzentimetern Hubraum und einer Leistung von 47 PS.

 

Bauformen und Modellgeschichte des T2

Wollte man einen der neuen Bulli sein Eigen nennen, hatte man - ähnlich wie beim T1 - die Wahl zwischen ganz unterschiedlichen Bauformen.

 

Kastenwagen und Kombi

VW T2 Kastenwagen

Wie der Name vermuten lässt, war der Kastenwagen das Lasttier unter den T2-Varianten. Die Variante mit Flachdach bot 5 Kubikmeter Laderaum, sein großer Bruder mit Hochdach sogar 6,2 Kubikmeter. Der Kombi, der wahlweise mit hinterer Sitzbank erhältlich war, unterschied sich im wesentlichen darin vom Kastenwagen, dass er hinten Fenster besaß.

 

Pritschenwagen

VW T2 Pritsche Doppelkabine

Der Pritschenwagen, der mit etwas Fantasie als eine Art "Pick-Up" betrachtet werden kann, verfügte hinten über eine 4,3 Quadratmeter große, offene Ladefläche, die den Transport sperrigerer Güter erlaubte. Darunter befand sich der sogenannte "Tresorraum", ein 34 Zentimeter hoher Raum, der zum Verstauen kleinerer Objekte genutzt werden konnte. Um die Ladefläche vor Regen und anderen Einflüssen zu schützen, konnte man zusätzlich noch eine Plane bestellen.

Wem das noch nicht genug ist, der konnte sich an Westfalia wenden und seinen Bulli in der Ausführung als "Großraum-Holzpritsche" bestellen. Sie bot auf ihrer aus Holz angefertigten Ladefläche insgesamt 5,2 Quadratmeter platz.

 

Kleinbus

VW T2 L Bus

Die Kleinbus- und Kleinbus L-Ausführung sind die heute vielleicht bekanntesten Varianten. Auf den Sitzen konnten es sich wahlweise zwischen sieben und neun Passagiere bequem machen, in der "L"-Ausführung kamen die sonst meist als Sonderausstattung erhältlichen Annehmlichkeiten wie Ausstellfenster, Noppenteppich, Uhr im Armaturenbrett und das Stahlkurbeldach standardmäßig mit.

 

Modellgeschichte

Bevor der T2 nach etwa zwölf Jahren durch den T3 abgelöst wurde, durchlief er mehrere kleine Veränderungen. Er startete im August 1967 als "T2a" mit tiefliegenden Blinkern, ovalen Heckleuchten und Trittbrettern an der Stoßstange. Besonders in den USA fand diese Variante viele Abnehmer und stieg, ähnlich wie der T1, kulturell zu einem Symbol der "Flower Power"-Bewegung bzw. der Hippies auf.

Seine Evolution setzte der T2 dann, ab 1971, als T2a/b vor. Wie der Name vermuten lässt handelt es sich um ein Zwischenmodell, heute würde man es vielleicht als Facelift bezeichnen. Die Blinker wanderten von unten weiter nach oben, außerdem waren dem Bulli nun größere Rückleuchten gewachsen. VW-üblich wird bei Zwischenmodellen wie diesem gern von "Zwittern" gesprochen, wobei der Begriff ausdrücklich positiv konnotiert ist.

Erwachsen wurde der T2 dann sozusagen in der T2b-Variante, in der der T2 sich über eine Vielzahl auch technischer Verbesserungen freuen durfte: Vorn wurden nun serienmäßig Scheibenbremsen eingebaut, die Rahmengruppe wurde verstärkt und auch die Karosserie bekam einen nochmal überarbeiteten und etwas kantiger daherkommenden Look, ohne dabei überzeichnet zu wirken.

 

T2-Elektrotransporter

VW T2 Elektrobulli

"Ein T2 - elektrisch?" - das wird sich vielleicht mancher Fragen und denken, man habe sich im Jahr geirrt. Doch tatsächlich bekam der T2 im Jahre 1972 einen vollelektrisch angetriebenen Bruder, der zugleich auch das allererste elektrische Serienfahrzeug von VW war. Da damals natürlich noch nicht an Li-Ion-Akkus zu denken war, musste der Elektrobulli 850 Kilo schwere Bleibatterien spazieren fahren, die den 22 PS starken Motor mit Strom fütterten. Nicht zuletzt dadurch brachte das Fahrzeug stolze 2,2 Tonnen - mit Zuladung sogar drei Tonnen - auf die Waage. Die Höchstgeschwindigkeit betrug etwa 75 km/h.

VW Elektro T2 Batterie

Wer die etwa 60.000 Mark für dieses Gefährt aufbringen konnte und wollte, erkaufte sich damit nicht nur ein Stück Zukunft, sondern auch eine Reichweite von etwa 70 Kilometern - was den elektrifizierten T2 für den Nahverkehr und Ballungsgebiete interessant machte. Damals wie heute ein Problem: Ladezeiten - war der Akku leergefahren, konnte wahlweise für mehrere Stunden "getankt", oder (im Unterschied zu heutigen Elektroautos) gleich der ganze Akku getauscht werden.

Auf Grund des hohen Preises und der geringen Reichweite blieben die Stückzahlen des elektrischen T2 zwar hinter denen seiner Brüder mit Verbrennungsmotor zurück, dennoch wurden immerhin etwa 150 Fahrzeuge abgesetzt - immerhin schon 40 Jahre, bevor E-Autos zu einer tatsächlichen Alternative geworden sind.

 

Die lange Karriere des brasilianischen VW T2 Bulli

Der T2 hatte im Laufe seiner Produktionszeit Fans in der ganzen Welt gefunden und sich zu einem Kultobjekt entwickelt. Doch in Brasilien wurde er in besonderem Maße zu einem Kultfahrzeug.

Die Südamerikaner erfreuten sich an seiner Nutzbarkeit und transportierten damit nicht nur Waren oder Möbel, sondern bei Bedarf auch die ein oder andere lebende Kuh - oft auch über der offiziellen Nutzlast. Und in den Personenbussen sieht man immer mal wieder bis zu 20 statt der maximal 9 vorgesehenen Personen. Auch von offizieller Seite wurde der T2 geschätzt und als Polizei-, Kranken-, Feuerwehr- oder auch Behördenfahrzeug genutzt. Doch die große Praktikabilität war und ist nicht der einzige Grund für die große Beliebtheit des Bulli in Brasilien.

Zum einen waren die Brasilianer bereits durch den Käfer, der auch dort ein voller Erfolg war, in großer Zahl zu VW-Fans geworden. Zum anderen wurde durch den weltweiten Status des Bulli als Kultauto, der auch in Brasilien immer größer wurde, die Beliebtheit weiter erhöht. Dort entwickelte sich, ähnlich wie in vielen anderen Ländern, auch eine - bis heute bestehende - "Bulli-Szene" aus Fans, Liebhabern und Besitzern dieser Fahrzeuge.

VW T2 Produktion in Brasilien

Da kommt es nicht von ungefähr, dass als die Produktion 1979 in Deutschland endete, in Brasilien noch lange nicht an ein Auslaufen der Produktion zu denken war. Dort wurde der Bus bis 2006 weiterhin mit dem luftgekühlten Heckmotor gebaut - und danach folgte nicht etwa eine Einstellung des Modells, sondern ein wassergekühlter Motor. Dieser neue Motor leistete mit 80 PS nochmal zehn PS mehr als der stärkste der bis 1979 in Deutschland gebauten Motoren.

Insgesamt wurden bis Ende 2013 mehr als anderthalb Millionen VW T1 und T2 im Werk nahe Sao Paulo hergestellt und verkauft, fast ein Viertel der über sechs Millionen weltweit abgesetzten Fahrzeuge. Doch selbst in Brasilien wurde zu Beginn des Jahres 2014 der Produktion des T2 ein Ende gesetzt. Der Grund dafür lag nicht etwa in einem Beliebtheitsrückgang sondern darin, dass Airbags und ABS für Neuwagen ab 2014 zwingend vorgeschrieben wurden. Eine Verschiebung dieser Regelungen wurde zwar kurz diskutiert, jedoch schnell verworfen. Da die Aufwände und Hindernisse in der Umsetzung für den T2 zu hoch gewesen wären, folgte somit, knapp 35 Jahre später als in Deutschland, seine Einstellung.

 

T2 "Last Edition"

Mit der Einstellung zum Jahresbeginn 2014 war die Karriere des brasilianischen T2 trotzdem noch nicht ganz vorbei, denn VW erweckte ihn ein letztes Mal unter dem Namen "Last Edition" zum Leben. Und auch hier war der Stellenwert des Bulli bei den Südamerikanern wieder erkennbar: Die Auflage der Last Edition, die eigentlich 600 Stück betragen sollte, wurde auf Grund der enormen Nachfrage kurzerhand auf 1.200 Fahrzeuge verdoppelt, zu einem Preis von etwa 28.000 Euro.

Brasilianischer T2 Kombi Last Edition Bj.2020

Das Design entsprach größtenteils dem ursprünglichen T2: Viele rundliche Linien und rechts die altbekannte Schiebetür. Wer beim äußeren Betrachten noch keinen Anflug von Nostalgie verspürt, sollte einen Fuß hinein setzen: Das Armaturenbrett beherbergt einen großen Tachometer, daneben die Tankanzeige. Ein bisschen könnte man denken "alles wie damals". In Details wie der zweifarbigen Lackierung, hübschen Fenstergardinen und Weißwand-Reifen hebt sich die Last Edition jedoch spürbar von den früheren T2 ab. Und in einer Sache ist sie sogar modern: Sie verfügt über einen MP3- und USB-Anschluss, um Musik wiederzugeben.

Viele Bulli-Fans in, aber auch außerhalb von Brasilien, werden mit Wehmut verfolgt haben, wie im Dezember 2013, 34 Jahre später als in Deutschland, der endgültig letzte T2 vom Band rollte. Doch auch wenn er nun selbst in Südamerika nicht mehr gebaut wird, wird er dort noch lange auf den Straßen zu sehen sein.

 

Medien zum VW T2 Transporter, Kombi & andere Modelle:

VW T1-T6 Videos

VW T1-T6 Bulli Galerie

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